Das Projekt "ClimVino"
Beschreibung der Ausgangslage
Der Weinbau ist in der Slowakei (Bratislava/Trnava) und in Teilen Österreichs (Burgenland) ein wichtiger wirtschaftlicher und kultureller Faktor mit jeweils ca. 13 000 ha Fläche. In der burgenländischen Weinwirtschaft arbeiten allein in der Produktion ca. 7.500 Winzer mit ihren Familien. Die gesamte durch Wein hervorgerufene Bruttowertschöpfung lag im Burgenland zuletzt bei etwa 234 Millionen Euro.
Die Anbauflächen und die Winzerhäuser sind Anziehungspunkte von tausenden von Touristen jedes Jahr (Weintourismus)
Diese Anbaugebiete sind ständigen Gefahren von Pflanzenschädlingen ausgesetzt (Pilze, Bakterien, Viren, Phytoplasmen). Der Klimawandel mit Starkregen und Trockenperioden verstärkt die Situation. Diese Pflanzenschädlinge müssen mit geeigneten Pflanzenschutzmaßnahmen reduziert und verhindert werden, sonst können sie ganze Ernten vernichten.
Weinreben werden daher häufiger als jede andere Kulturpflanze voreilend behandelt (gespritzt: Herbizid-, Fungizid-, und Insektizid). Das gilt selbst für den ökologischen Weinbau (Knapp 90.000 Tonnen Pilzbekämpfungsmittel jährlich in Europa). Das ist ein Zustand, der geändert gehört (Stichwort: Vogelsterben, Bienensterben, Insektenrückgang).
Ziel des Projekts ist es, den vorbeugend ausgebrauchten Herbizid-, Fungizid-und Insektizid Einsatz drastisch zu reduzieren – mehr als 50%. Gleichzeitig muss aber die Sicherheit vor größeren Epidemien gewährleistet bleiben.
Durch den Einsatz von Mikroklimamessungen auf charakteristischen ausgesuchten Flächen, wird die Vorhersage des Auftretens von Pflanzenschädlingen präzisiert. Auf Basis der Klimadaten werden von Weinbauexperten prognostische Aussagen zur Weinbehandlung für die Weinbauern gemacht. Dadurch wird es möglich, die Pestizitausbringung punktgenau zu steuern. Die Pflanzen werden nur dann behandelt, wenn die Gefahr von Schädlingsbefall tatsächlich droht.
Situation nach der Umsetzung und Nachhaltigkeit des Projektes
Nach der Umsetzung des Projektes wird ein Netzwerk von gleichartigen Mikroklimamessgeräten auf der Weinanbaufläche des Projektgebiets stehen und alle ¼ Stunde Klimadaten an einen Zentralserver senden, der die Daten speichert und analysiert. Morphologisch gleichartige Gebiete können diese Daten auch benutzen. Die Daten werden der Weinwirtschaft beider Länder zur Verfügung gestellt. Prognoseexperten, die auf Grund der Daten Vorschläge über die Behandlung der Weingartenschädlinge machen, geben ihre Empfehlungen ab. Die Behandlung, die nach traditionellem Vorgehen ca. alle 14 Tagen erfolgt, wird umgestellt auf variable anlassbezogene Einsätze.
- Damit kommt es zu einem langfristigen Absenken der Pestizitausbringung auf die Weinflächen der involvierten Weinregionen
- Die Pflanzen und Früchte bleiben gesünder und weniger schadstoffbelastet
- Die Weinbauer ersparen sich viele gesundheitsbelastenden Spritzvorgänge in den Weingärten
- Die Böden werden geschont
- Die Mikroklimamessungen und Prognosetätigkeit erfolgt über die Projektdauer und weitere 5 Jahre. Danach übernehmen die Winzer die Geräte (Weinbauverband) und in der Slowakei der ZVVS, von dem sie betrieben, gewartet und gepflegt werden. Damit ist eine große Nachhaltigkeit der Projektergebnisse garantiert
- Publikation von Forschungsergebnissen (Auftreten und Verbreitung von Schädlingen, Analyse der Erntequalität, Veränderung der Mikroflora in überwachten Gebieten, Untersuchung von Drohnen auf Schädlinge vor ihrer visuellen Sichtbarkeit) in beiden Ländern (Bundesamt in Österreich, Forschungsstelle des ZVVS) in der Slowakei) wird das Interesse an einem neuen Zugang zum Anbau von Weinbergen erhöhen
- Es wird eine Ausbildungsmethodik für eine neue Art der Bewirtschaftung eines Weingartens entwickelt, die in Berufsschulungen an Berufsschulen aufgenommen und für weitere 10 Jahre unterrichtet wird
- Etablierte Demonstrations-Wetterstationen mit Vorhersagen an Schulen stehen auch für andere Pflanzenarten zur Verfügung - Obst und Gemüse
Die Erfahrungen aus dem Projekt und seinen Ergebnissen stehen auch anderen Weinbauregionen zur Verfügung. Die neue Herangehensweise könnte von Ihnen übernommen werden